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W marcu 2015 niemiecki magazyn High-End & Hi-Fi Fairaudio opublikował test dwóch modeli strumieniowych odtwarzaczy DAC z rodziny AVM Evolution: SD 3.2 oraz SD 5.2.

Poniżej prezentujemy oryginalną recenzję przygotowaną przez redaktorów Fairaudio.

 

[alert title=”Wersja polska w przygotowaniu” type=”alert-info”]Zapraszamy wkrótce. Przygotowujemy tłumaczenie testu na język polski[/alert]


Test: AVM Evolution SD 3.2 und AVM Evolution SD 5.2
Streaming-DAC-Vorstufen | Preise: ab 3.990 bzw. 5.300 Euro

Die Evoluzzer

März 2015 / Michael Bruß

Ich höre seit über zwei Jahren keine CDs mehr – weder zu Hause noch im Auto. Warum auch? Im Auto sind iPod und Bluetooth-Handy immer dabei, und daheim führen mir mein Linn Majik DSM (immer wieder) und (ganz aktuell) die Testneulinge Evolution SD 3.2 und SD 5.2 von AVM (www.avm-audio.com) vor Augen, wie einfach und komfortabel ein gut funktionierendes Streaming-/Computer-Audio-Setup spielen kann – von der Möglichkeit, High-Resolution-Dateien abzuspielen, mal ganz zu schweigen.


Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich ja bereits den AVM Inspiration CS 2.2 als Testgerät bei mir zu Gast. Dieser All-In-One-Streamer-CD-DAC-Vollverstärker hat es trotz seines fast schon unscheinbaren Äußeren faustdick hinter den Ohren – und das nicht nur wegen seiner angesichts der Größe beeindruckenden Leistung von 2 x 165 Watt an 8 Ohm. Auch klanglich kann der CS 2.2 selbst teureren getrennten Lösungen locker das Wasser reichen; meinen Linn Majik DSM disqualifizierte er in den meisten Bereichen ebenfalls. Nun ist der CS 2.2, wenn man ehrlich ist, schon eher ein Gerät für Musikliebhaber mit Sinn für Ästhetik oder die Zweitanlage im Schlafzimmer, wo sinnvolles Platzsparen vor ultimativer Performance kommt, als für Vollzeit-HiFi-Fans und absolute Klangperfektionisten. Denn bei aller Achtung, die ich dem kleinen Kraftzwerg ob seiner klassenbezogen famosen Leistungen entgegenbringe, kann man bei Überwindung eines höheren Anschaffungswiderstandes und mit etwas mehr räumlichem Aufopferungswillen eben auch mehr Performance bekommen.

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Minimalistisches Design: AVM Evolution SD 5.2

Deshalb – und weil die AVM (Audio Video Manufaktur) mitnichten das deutsche Bang & Olufsen ist oder sein will – haben die Malscher auch richtig ausgewachsenes „Potenz“-HiFi im Programm. Bis hin zu den gewaltigen Monos Ovation MA 8.2, mit deren 1,2 kW Leistung pro Kanal man zur Not auch ein Krad anzutreiben vermag, kann man den Spieltrieb befriedigen und die Rückenmuskulatur belasten. Hier bleibt selbstverständlich auch in Sachen Klang kaum noch ein Wunsch offen, wie Kollege Jörg Dames in seinem Test der vom Formfaktor her mit halbem Aufwand einhergehenden Stereoendstufe SA 8.2 bereits feststellen konnte.

Mit den Modellen der Evolution-Reihe geht AVM-Chef Udo Besser einen Mittelweg und offeriert im schicken, ebenfalls bombensicher verarbeiteten Minimalisten-Design Geräte, die in Sachen Leistung, Funktionsumfang und Klang ganz vorne mitspielen und dabei noch einigermaßen bezahlbar bleiben sollen. Diese Rechnung scheint auch aufzugehen, denn wo sonst bekommt man zum Beispiel für knapp 5.000 Euro sehr gut klingende Monoblöcke mit 420 Watt Dauerleistung pro Kanal? Als aufmerksamer Leser mag Ihnen auch nicht entgangen sein, dass ebendiese Monoblöcke (Evolution MA 3.2) bei mir seit geraumer Zeit ihren Dienst tun, und zwar klaglos und zu meiner größten Zufriedenheit.

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Links der AVM Evolution SD 5.2, rechts der SD 3.2

Nun aber zu unseren beiden Testprobanden. Die als Streaming-DACs deklarierten Evolution SD 3.2 und SD 5.2 (ich persönlich würde ja eher die Gattung „Vorverstärker“ in den Vordergrund rücken, aber gut) dienen als universelle Schaltzentralen für so gut wie jede moderne Stereoanlage. Will heißen: Computer-Audio und Streaming aus dem Internet, dem lokalen Netzwerk oder von USB-Datenträgern ist ebenso möglich wie die Wiedergabe von klassischen analogen Quellen. Die beiden Geräte aus der Evolution-Familie sind weitgehend baugleich; dass der SD 5.2 etwas höher und tiefer ist als das Brüderchen SD 3.2, liegt am wichtigsten Unterscheidungsmerkmal der beiden: Nummer 5.2 bringt nämlich eine Röhrenverstärkerstufe mit, während der Evolution SD 3.2 als reine Transistorvorstufe ausgelegt ist.

Der AVM Evolution SD 3.2 ist durchgängig transistorisiert ...
Der AVM Evolution SD 3.2 ist durchgängig transistorisiert …
... der größere Bruder Evolution SD 5.2 hingegen besitzt eine Röhrenausgangsstufe
… der größere Bruder Evolution SD 5.2 hingegen besitzt eine Röhrenausgangsstufe

Ansonsten trifft man hier wie dort auf das Streamingmodul, das uns schon aus dem Inspiration CS 2.2 bekannt ist und das auch im Evolution-Bruder CS 5.2 eingesetzt wird. Es bezieht seine Signale entweder per Ethernetkabel oder drahtlos über WLAN, wobei das Datenblatt für die Datenrate bei unkomprimierten Formaten nur in der verkabelten Variante 192 kHz/32 Bit spezifiziert – ALAC (Apple Lossless Audio Codec) wird „nur“ bis 96 kHz/24 Bit unterstützt. Auch wenn es mittlerweile Standard bei so gut wie allen Streamern ist, muss man doch erwähnen, dass die Malscher Netzwerkplayer sich in Bezug auf Formate mit allem füttern lassen, was man normalerweise so an Audiodateien auf der Festplatte findet: MP3, WMA, AAC, OGG Vorbis, FLAC, WAV, AIFF und eben ALAC werden akzeptiert. Selbstredend unterstützen beide Geräte UPnP 1.1 und UPnP-AV und sind DNLA-kompatibel.

AVM bietet natürlich über den Netzwerkzugang einen sehr komfortablen, sich selbst konfigurierenden Webradio-Service via vTuner an. Die Sender lassen sich über die optionale Fernbedienung RC 9 oder die kostenlose App AVM RC S (für iOS und Android) unter anderem nach Ländern oder Genres geordnet auswählen, und die Stationslisten bringen sich selbst regelmäßig per Auto-Update auf den neuesten Stand. Die App macht überhaupt einen guten Eindruck: Die durchdachte und hübsch anzusehende Benutzerführung sowie die relativ schnellen Reaktionszeiten machen sie zu einer der besseren Kontroll-Alternativen für Streamer, die ich bisher ausprobiert habe. Gerade beim Browsen in meiner auf dem NAS (Network-Attached Storage, Netzwerkfestplatte) abgelegten Musikdatenbank möchte ich sie bei der Beschäftigung mit den beiden AVM-Geräten nicht mehr missen.

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Auch hinsichtlich der Konnektivität mit externen Zuspielern lassen sich SD 3.2 und 5.2 nicht lumpen. Für die Analogwelt stehen zwei Paar unsymmetrische Cinch-Eingänge zur Verfügung, zum Beispiel für den Anschluss einer externen Phonovorstufe oder eines UKW-Radios. Ebenfalls zwei Paar Analogbuchsen können Kontakt mit der/den Endstufe(n) aufnehmen, und zwar jeweils einmal unsymmetrisch (Cinch) und einmal symmetrisch (XLR). Dass die Domäne beider Geräte eher die digitale ist, das macht die Vielzahl der entsprechenden Anschlüsse schnell deutlich. Insgesamt stehen beim AVM Evolution SD 5.2 sieben Buchsen für die Ankunft von Einsen und Nullen bereit, beim Evolution SD 3.2 sind es derer sechs – ihm fehlt der AES/EBU-Port des SD 5.2. Beide Geräte besitzen aber je zwei optische und koaxiale S/PDIF-Buchsen sowie je einen synchronen und asynchronen USB-Port. Letzterer versteht auch DSD64 mit bis zu 2,8 MHz Taktfrequenz, doch DSD128 und DXD bleiben erst mal außen vor.

Hat man einen Mac oder PC an den USB-B-Eingang angeschlossen, kann man treiberlos mit bis zu 96 kHz Samplefrequenz Musik hören, wenn man die Betriebsart „Class 1 USB“ auswählt. Mit dem Mac und der Betriebsart „Class 2 USB“ geht es auch bis 192 kHz ohne Treiber gut – der Windoof-PC braucht dann allerdings Unterstützung, die sich in Form eines Treibers von der AVM-Webseite herunterladen lässt. Egal jedoch, in welcher Taktfrequenz und Auflösung die Musikdaten ankommen, der Nutzer hat immer die Möglichkeit, sie zu jeder beliebigen Samplefrequenz aus der Reihe 44,1, 48, 88, 96, 176 oder 192 kHz hochzurechnen (bei dem Wort „upzusampeln“ stellen sich mir die Nackenhaare auf). Die digitalen Signale kommen pro Kanal in den Genuss einer Behandlung mit gleich zwei DAC-Chips – auch in der digitale Domäne wird symmetrisch gearbeitet. Außerdem lässt sich das Digitalfilter zwischen „Steep“ und „Smooth“ umschalten: „Steep“ wartet mit einer steilen Filterung auf, was einen flachen Amplitudengang, aber leider auch Phasendrehungen mit sich bringt, während „Smooth“ weniger steil filtert und so zwar einen kleinen Amplitudenabfall am Bandende, aber eben geringere Phasendrehungen produziert.

Der AVM Evolution SD 3.2 von hinten
Der AVM Evolution SD 3.2 von hinten

AVM erlaubt es seinen Kunden bei beiden Geräten, die tonale Balance mit Hilfe von Bass- und Hochtonreglern zu beeinflussen. Das war sehr lange verpönt, jedoch kann diese Maßnahme in einigen Kontexten durchaus hilfreich sein. Beim Evolution SD 3.2 und SD 5.2 können die Einstellungen für Bässe und Höhen sogar für individuelle Eingänge oder aber global vorgenommen und gespeichert werden.

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AVM ist stolz darauf, dass alle Geräte nicht nur in Malsch, Deutschland, erdacht, sondern auch gefertigt werden. Auch die Zulieferer wählt AVM möglichst lokal aus, sodass man immer die höchstmögliche Einflussmöglichkeit auf die Teile nehmen kann. Diese räumliche Nähe ist ein unschätzbarer Vorteil, den jeder, der sich schon mal über Ozeane und Kontinente hinweg mit Geschäftspartner herumschlagen musste, mit Sicherheit bestätigen kann. avm_sa_32-35_fbDie Qualität der Gehäuse ist entsprechend fein: Keine sichtbaren Schrauben stören die klare Kante des Designs, das in wirklich alle Umgebungen passen dürfte, und die Geräte wirken und fühlen sich so an, als ob sie für lange, lange Zeit ohne Ermüdungserscheinungen ihren Dienst verrichten werden. Um das sicherzustellen, werden laut Hersteller schon während des Produktionsprozesses mehrere Tests zur Qualitätssicherung vorgenommen. Nach dem finalen Zusammenbauen müssen alle Geräte dann in einem Dauertest ihre Zuverlässigkeit unter Beweis stellen, bevor sie einer finalen Inspektion unterzogen und schließlich in den AVM-typischen weichen weißen Stofftüchern eingehüllt verpackt werden. Nicht nur die machen das Auspacken übrigens zur Freude – auch die Haptik der Geräte finde ich gelungen.

Ein Wort noch zur für 490 Euro optional erhältlichen, aufwändig gemachten Fernbedienung: Die RC 9 ist keine rein optische Fernbedienung, sondern funktioniert auch über Funk. Es muss also keine Sichtverbindung zum Gerät bestehen, sodass selbiges theoretisch auch hinter verschlossenen Türen stehen könnte – wenn man das denn wollte. Die Fernbedienung liegt satt in der Hand und erlaubt die komplette Bedienung der Geräte, inklusive des Browsens durch den Musikkatalog per grafischem User Interface auf dem kleinen Farbdisplay. Zur RC 9 gehören auch eine Ladestation und ein USB-Kabel zum Aufladen am Rechner – beziehungsweise mit dem Netzteil an der Steckdose. Je nach Einsatzhäufigkeit ist die RC 9 nach etwa vier bis fünf Tagen reif für eine neue Ladung. Natürlich ist sie auch frei programmierbar.


 

Klang AVM Evolution SD 3.2/SD 5.2

Vorab: Alle grundlegenden Hörtests in der Digitaldomäne wurden mit dem voreingestellten „Steep“-Digitalfilter durchgeführt, dessen Auslegung so oder so ähnlich in den meisten Wandlern zu finden sein dürfte.

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Die Klangregelung befand sich während des ganzen Tests in der Neutralstellung – in meiner Hörumgebung gab es einfach nichts zu kompensieren. Ebenso treten die im Folgenden analysierten Charaktere und Unterschiede zwischen den Geräten im Streaming- beziehungsweise Wandlermodus ebenso zutage wie im rein analogen, vom Plattenspieler VPI Scout II (mit dem System ZYX R100 Fuji und der Phonostufe Sonneteer Sedley) gefütterten Betrieb.

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Tonal wandeln beide deutschen Streaming-DACs gleichermaßen trittsicher auf dem Pfad der Tugend. Dennoch gibt es charakterliche Unterschiede – so ist das eben auch bei Geschwistern manchmal. Erstaunlich ist dann aber eine meiner Erwartung entgegengesetzte Ausrichtung: Man erwartet von einer „Röhre“ ja irgendwie immer ein leicht anheimelnd-warmes, eher bassstarkes als ätherisches Klangbild – jetzt mal ehrlich, oder? Nun, hier bietet sich ein anderes Bild: Der AVM Evolution SD 5.2 geht nämlich insgesamt den tonal leicht helleren und deutlich luftigeren Weg und agiert im Bass sogar einen ganz kleinen Tick zurückhaltender als Nummer 3.2. Beides lässt sich mit The Acids Album Liminal mustergültig nachvollziehen. Der AVM Evolution SD 3.2 lässt den Bass an der etwas längeren Leine laufen und wirkt dadurch beim ersten Hören druckvoller, doch die bessere Kontrolle des SD 5.2 im Tiefton schlägt sich in eindeutig klarer durchzeichneten Bassläufen nieder. Mit der röhrenbewehrten Vorstufe wird die akustische Textur des elektronischen Basses wirklich deutlich – wo zuvor, übertrieben formuliert, eben „nur“ Bass war, kann man nun eine komplexe Struktur von Schallwellen im tieffrequenten Bereich ausmachen.

Die klangfarbenstärksten Vertreter sind die Geräte von AVM meiner Erfahrung nach im Allgemeinen nicht. Das zeichnet sich auch beim Evolution SD 3.2 bereits nach wenigen Minuten (aber natürlich nach angemessener Einspielzeit) ab. Wie schon der integrierte AVM CS 2.2 liefert der ausschließlich mit Transistoren arbeitende Streaming-DAC eine saubere, aufgeräumte, aber eben auch nicht exorbitant umfangreiche Farbpalette ab, deren Farbfelder strikt voneinander getrennt zu sein scheinen. Um das etwas griffiger zu erläutern: Ich fühle mich mit dem SD 3.2 an den Test des CS 2.2 erinnert, während dessen ich kurz Besuch vom Wandler-Vorverstärker Norma Audio HSDA-1 Pre hatte. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie der Cremonese kontrapunktisch zum geradlinigen Spiel des Deutschen mit einer fast schon ausufernden Farbenpracht wucherte. In dieser Hinsicht konnte AVMs CS 2.2 nicht ganz mithalten, setzte eher auf Analyse und tonale Neutralität – was vollkommen legitim ist und unterschiedliche Hörgeschmäcker befriedigen dürfte.

Oben der AVM Evolution SD 3.2, unten der Evolution SD 5.2
Oben der AVM Evolution SD 3.2, unten der Evolution SD 5.2

Der AVM Evolution SD 3.2 schlägt nun in die gleiche Kerbe, wobei er allerdings in allen klanglichen Belangen die Qualitätslatte etwas höher hängt als der kleine Bruder CS 2.2 – mehr dazu gleich, bleiben wir ganz kurz bei den Klangfarben. Denn kaum spielt der Evolution SD 5.2 mit seiner Röhrensektion auf, fühle ich mich ein ganzes Stück näher an dem Norma-Erlebnis. Auch wenn der AVM immer noch nicht die Inbrunst und Leidenschaft eines fetzigen Saxophons mit feurigem Orange-Rot nachzeichnet oder den erdverbundenen braunen Ton eines Solo-Cellos in Moll so deckend und voller Nuancen aufzutragen vermag wie der satt pinselnde italienische Wandler-Pre, so offeriert der Evolution SD 5.2 doch eine merklich breitere Farbpalette als der SD 3.2 und malt insbesondere den Mittelton eine gute Stufe impressionistischer aus. Der Unterschied ist klar vernehmbar, und er ist zugegebenermaßen größer, als ich gedacht hatte. Nicht nur in diesem Bereich, übrigens.

Auch suf Siri’s Svale Bands „Smoke Gets in Your Eyes“ vom Album Necessarily So … ist das Obertonverhalten der Kontrabässe mit dem größeren Streming-DAC differenzierter zu erhören, und im mittleren und oberen Spektrum hat das Saxophon im darauffolgenden Stück „Danny’s Deam“ die genau richtige bissige und dennoch druckvolle Charakteristik, die man nur mit perfekt ausbalancierten Geräten erhält.

Dass dabei die Anblasgeräusche und das Spratzeln am Ansatzstück des Saxophons so sauber und im Mix differenziert rüberkommen, deutet bereits auf die nicht nur preisklassenbezogen sehr gute Auflösung beider Geräte hin. Auch in diesem Aspekt setzt sich der AVM Evolution SD 5.2 mit einer natürlicher wirkenden Lockerheit in Szene, die dem SD 3.2 bei aller objektiv vorhandenen Qualität so nicht in die Wiege gelegt wurde. Mögen sich die beiden Geschwister vom Grundcharakter (neutral, kontrolliert, ehrlich) her noch so ähnlich sein, der SD 5.2 wirkt doch erwachsener, selbstsicherer und souveräner, weniger angespannt und weniger bewusst den Fluss der Musik kontrollierend. Becken und Glockenspiel flirren mit dem 5.2 freier und schöner, lösen sich besser von anderen Schallereignissen ab und überschreiten diese nicht definierbare Schwelle zum Realismus, die nur wirklich erstklassig auflösende Komponenten überhaupt erreichen.

Der silberne AVM Evolution SD 5.2 erlaubt einen Blick auf die mit einer Röhrenausgangsstufe bewehrte Elektronik
Der silberne AVM Evolution SD 5.2 erlaubt einen Blick auf die mit einer Röhrenausgangsstufe bewehrte Elektronik

Dies geschieht übrigens nicht nur im Hochton, sondern auch im Mittelton, der gefühlvoller analysiert und mit selbstverständlicher Akkuratesse einfach mehr Information bietet als der des SD 3.2. Alela Diane hat mit The Pirate’s Gospel ein ruhiges, anrührendes Kleinod Folk-beeinflusster akustischer Musik geschaffen, in dessen harmonische und melodische Klänge man versinken möchte. Das intensive „Pieces of String“ mit seinen Kinderstimmen und das nicht minder faszinierende „Clickity Clack“ werden mit dem Röhrenmodul zum emotional aufgeladenen Erlebnis, während dieselben Stücke mit dem rein Transistor-bewehrten Streaming-DAC  zwar hervorragend klingen, aber auch etwas Distanz zur Stimme und zur Emotionen lassen. Eine ganz minimale Härte des SD 3.2 im oberen Mittelton und Hochton lässt sich nur im direkten Vergleich konstatieren – nichtsdestotrotz ist sie da.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Der AVM Evolution SD 3.2 lässt – für sich gehört – in Sachen Auflösung absolut nichts vermissen, sondern wird ganz im Gegenteil seinem Besitzer den ein oder anderen Gänsehautschauer ob der schieren Informationsmenge, die er zu den Endstufen und Lautsprechern schickt, über den Rücken jagen – nur serviert der „Streber“ SD 5.2 all dies (und noch ein bisschen mehr) mit einer derart unverschämt locker wirkenden Nonchalance, dass man sich schon ein bisschen wundert, wie man vorher mit weniger – oder anders gesagt: mit einer angestrengter wirkenden Einsicht in das klangliche Geschehen hat leben können.

Apropos angestrengt: Man lastet mangelnde grobdynamische Fähigkeiten einer Kette ja gerne den Endstufen und Lautsprechern an, und meistens mag das ja auch stimmen. Doch wenn man mal erlebt hat, welche Dämme mit einer wirklich guten Vorstufe brechen können, dann stellt man sich die Schuldfrage doch das ein oder andere Mal mit etwas mehr Bedacht.

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Im Test der Lansche Audio 3.1 hatte ich bereits angedeutet, dass bereits mit dem AVM Evolution SD 3.2 im Vergleich zum Linn Majik DSM in Sachen Direktheit im Mittel- und Hochton eine andere Qualitätsstufe eingezogen ist. Nach eingehenderer Beschäftigung wird klar, dass diese Direktheit sich (auch) auf ungleich größere Dynamikreserven stützt – neben der neutraleren, etwas analytischer ausgelegten Tonalität des AVM SD 3.2.

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Jedenfalls gewinnt die Wiedergabe gegenüber dem Linn mit beiden AVMs an Speed und erscheint mit mehr Energie geladen zu sein. Michel Jonasz’ „Le Temps Passé“ (Album: La Fabuleuse Histoire de Mr. Swing) setzt nicht nur im Tiefbass Ausrufezeichen, sondern auch mit präzise getimten Schlagzeugeinsätzen. Toll, mit welcher Präzision und Wucht auf den Punkt genau die einzelnen Tom-Schläge transportiert werden! Dabei steht das Schlagwerk frei im Raum und klingt fein differenziert aus. Grobdynamisch liegen AVMs SD 3.2 und 5.2 übrigens gleichauf – feindynamisch jedoch spielt der 5.2 in einer anderen Klasse. Beiden gemeinsam ist allerdings, dass sie gefühlt den Fokus etwas von absoluter Dampfhammerdynamik weg lenken. So erlauben sie es etwa – trotz des akustisch dicht gestrickten scheinbaren Chaos’ – den subtil in die Wall of Sound eingewobenen Klangdetails in A Perfect Circles „Counting Bodies Like Sheep to the Rhythm of the War Drums“ (Album: eMOTIVe) ins Bewusstsein des Hörers zu treten. Doch die noch bessere feindynamische Differenzierungsfähigkeit des SD 5.2 wird gerade bei solch komplexen Geschehnissen deutlich.

Im Zusammenspiel mit der hohen Auflösung und der tonalen Mustergültigkeit wirkt das alles sehr erwachsen und fast schon aristokratisch distinguiert, und der AVM SD 5.2 bringt dabei noch eine gewisse romantische Verspieltheit mit ein, die dem Klangbild im Vergleich zum SD 3.2 weiteres Leben und Frische einhaucht. Spock’s Beards Album Beware of Darkness (und nicht nur dieses!) ist ein Lehrstück für intelligent gemachten, vertrackten Retro-Prog à la Gentle Giant, gespielt von Musikern mit einem unglaublichem Gespür für Nuancen und Feinheiten in Komposition und Ausführung – und die Herren Morse, Meros und D’Virgilio bewiesen gerade auf diesem Album Sinn für guten Klang. Nein, die Platte ist nicht ultimativ breitbandig aufgenommen, und grobdynamisch lotet sie nicht die Grenzen der CD aus, dafür ist der Klang aber kontrolliert, präzise, nuancenreich und lässt jedem Instrument den ihm angemessenen Raum. Im Track „The Doorway“ beeindrucken gegen Mitte des Stücks federleicht ausgeführte Tänze der Drumsticks auf den Becken. Um das so flirrend und grazil umzusetzen (und dabei noch die kleinsten Abstufungen der Phrasierung zu differenzieren) muss ein Vorverstärker seine Ströme extrem fein dosiert und schnell an die nächste Komponente abgeben können. Dem Evolution SD 5.2 gelingt das spielerisch und für diese Preisklasse exemplarisch gut. Ich komme so langsam nicht umhin, ihn als einen starken Fürstreiter der Röhrentechnik im diesbezüglich eigentlich unverdächtigen AVM-Portfolio zu betrachten.

Einen Aha-Moment durfte ich in Arvo Pärts „Fratres“ (Album: Tabula Rasa) erleben: Synchron mit einem Holzblock-Schlaginstrument wird in den Spielpausen der Violinen eine Pauke geschlagen – beim ersten Mal sehr dezent, ganz tief im Raum. Ich muss zugeben, dass ich in diesem ersten Durchgang kurz mutmaßte, irgendwo außerhalb des Hauses sei etwas umgefallen und habe ein sehr lautes, tieffrequentes Poltern produziert … In Wahrheit jedoch vermag es der Evolution SD 5.2, diese diffuse, unterschwellige Klanginformation ganz einfach vollständig zu übertragen und nicht untergehen zu lassen – und das kann er auch etwas besser als der SD 3.2, mit dem der diffuse Charakter der sehr leisen Pauke in einem riesigen Konzertsaal nicht ganz so schön zum Ausdruck kommt.

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Ja, ich weiß; ich sollte vielleicht so langsam mal anderes Musikmaterial auflegen – doch Jacinthas „Danny Boy“ (Album: Here’s to Ben) bietet sich einfach zu sehr dafür an, räumliche Beziehungen und Stimmabbildung zu beurteilen, und es enttäuscht mich auch jetzt nicht. Erscheint der Aufnahmeraum mit dem kleineren AVM zwar größer als mit dem Linn Majik DSM aber doch nicht allzu weitläufig in die Tiefe, vergrößert der SD 5.2 die Distanz der Sängerin zu ihrer Band gefühlt um den ein oder anderen Meter. Nachdem er Jacinthas Solostimme in den ersten zweieinhalb Minuten des Tracks dem Zuhörer quasi direkt vor die Nase gestellt hat … Dazu kommt noch ein auch absolut betrachtet erstaunliches Maß an Luft um die Akteurin herum – die Auflösung und damit der Detailreichtum im Stimmbereich sind (wie schon gesagt) sowieso untadelig.


Test-Fazit: AVM Evolution SD 3.2 und AVM Evolution SD 5.2

Ja, der AVM Evolution SD 3.2 feuert ein dynamisches Feuerwerk ab, ist tonal neutral mit druckvollem und federnd-schnellem Bass, wirkt gerade im Vergleich zu meinem Linn Majik DSM eher direkt im Mittel-Hochton und produziert natürlich-neutrale, aber nicht übersatt aufgetragene Klangfarben. Seine räumliche Abbildung gerät dabei nicht sehr tief, sondern konzentriert sich eher zwischen und vor den Lautsprechern. Preisklassenbezogen spielt er sehr schnell und präzise.

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Wirklich erst im Vergleich mit dem AVM Evolution SD 5.2 fällt auf, dass der kleinere Evolutionist in Bezug auf Ein- und Ausschwingvorgänge etwas kürzer angebunden, farblich sachlicher und räumlich kompakter spielt, weniger luftig und tonal, bei aller Neutralität, etwas härter wirkt. Wohlgemerkt: Er schlägt den etwas günstigeren und zusätzlich mit Endstufen ausgestatteten Linn Majik DSM aber in all diesen Aspekten mehr oder weniger deutlich.

Der AVM Evolution SD 5.2 kann noch mehr – vor allem Auflösung, Raum, präzisere Abbildung und feindynamische Abstufungen. Er lässt die Grenzen des Aufnahmeraums vor dem inneren Auge entstehen, und zusätzlich exerziert er eine etwas bessere Kontrolle und Durchzeichnung im Bass, wodurch er minimal schlanker wirkt. Ein Nebeneffekt dieses (zumindest für mich) Röhren-untypischen Charakters ist, dass er noch schneller zu agieren vermag und luftiger, ausschweifender und romantischer musiziert als der SD 3.2. Alles zusammengenommen lässt der Evolution SD 5.2 seine Fähigkeiten in einem realistischeren und natürlicheren Klangbild als der kleine Bruder kulminieren. Auf diese Weise stellt er – klischeehaft ausgedrückt, doch nichtsdestotrotz richtig – eine direktere Verbindung des Hörers zur Musik her. Gerade im Stimmbereich ist die reinere und klarere Gangart des 5.2 von Vorteil.

Kombiniert man den AVM Evolution SD 3.2 mit etwas zurückhaltend klingenden Komponenten und möchte seiner Kette einen druckvolleren, kernigeren Sound mit dennoch reichlich servierten Details verpassen, kann er eine Ideallösung darstellen. Aufgrund des nochmals höheren Auflösungsvermögens und seinen auch absolut gesehen sehr luftigen, feinsinnigen und farbstarken Qualitäten ist der AVM Evolution SD 5.2 noch universeller, quasi mit garantiertem Optimalresultat einsetzbar. Er ist zwar aufgrund seines eher durchgezeichnet-leichtfüßig denn fett klingenden Bassbereichs vielleicht nicht die Traumbesetzung für Elektro-Zappler, Heavy-Metal-Jünger und Gebäudeabrisstechniker, aber trotz des höheren Preises mein Preis-Leistungs-Sieger. Er klingt natürlicher, weniger „nach HiFi“ und reduziert die klangliche Distanz der Konserve zum Original – und damit den emotionalen Abstand des Hörers zur Musik – nachvollziehbar.

Der AVM Evolution SD 3.2 …

  • zeichnet sich durch tonale Neutralität und Direktheit aus.
  • zieht untenrum ordentlich durch, soll heißen er besitzt einen druckvollen und federnd-schnellen Bass.
  • ist ein guter Partner für gemächlich abgestimmte Ketten, um diesen etwas mehr Leben einzuhauchen.
  • hat einen kleinen Hang zu Analyse, aber nicht zur Kälte – nüchtern-genau wäre wohl das richtige Wort.
  • baut einen eher breiten als tiefen Raum auf.
  • trennt die Akteure auf der Bühne gewissenhaft, bleibt aber das letzte Wort in Sachen Umrissschärfe schuldig.
  • gehört nicht zu den klangfarbenreichsten Verstärkern, ohne aber dabei blass zu wirken – die farblichen Abstufungen decken, relativ betrachtet, eher die Makro-Ebene ab, zumindest im Vergleich zum größeren Bruder.

Der AVM Evolution SD 5.2 …

  • schwingt sensibler einen feineren Pinsel und bedient sich einer viel umfangreicheren Farbpalette mit vielen Zwischentönen.
  • deckt deswegen, und auch aufgrund seiner überlegenen Feindynamik, Nuancen in der Phrasierung spielerisch auf und transportiert musikalisch wichtige Schattierungen so mit fast schon nonchalanter Selbstverständlichkeit.
  • bietet noch mehr Details als schon der SD 3.2 und wirkt wegen seiner luftigen Lockerheit frei, feinpixelig und dadurch unterm Strich sehr natürlich.
  • überrascht mit seiner grazil-agilen Schnelligkeit.
  • wirkt im direkten Vergleich mit dem Evolution SD 3.2 minimal schlanker im Bass und etwas zurückhaltender im Tiefbass.
  • konturiert den Bassbereich natürlicher als der SD 3.2, wirkt noch etwas federnder und einen Tick weniger massiv.
  • entwirft einen groß(artig)en Raum mit klar definierten Abmessungen.
  • zeichnet die Umrisse der Akteure auf der virtuellen Bühne schön exakt nach und lässt ihnen viel Raum.

Fakten:

  • Modell: AVM EVOLUTION SD 3.2
  • Konzept: Streaming-DAC und Vorverstärker (Transistor)
  • Preis: 3.990 Euro (Fernbedienung RC 9: 490 Euro)
  • Maße & Gewicht: 430 x 100 x 325 mm (BxHxT), 8 kg
  • Farbe: Silber/Schwarz
  • Eingänge/Ausgänge: analog: 2 Hochpegeleingänge (Cinch), 2 Pre-Out (XLR, Cinch); digital: 2 x SPDIF optisch, 2 x SPDIF koaxial, 1 x treiberloser USB-Eingang synchron, 1 x USB-Eingang asynchron, Netzwerk: WLAN & LAN
  • Streamingformate: MP3, WMA, AAC, OGG Vorbis, FLAC (192/32 über LAN), WAV (192/32 über LAN), AIFF (192/32 über LAN), ALAC (96/24 über LAN)
  • Leistungsaufnahme: max. 18 Watt
  • Garantie: 3 Jahre
  • Modell: AVM EVOLUTION SD 5.2
  • Konzept: Streaming-DAC und Vorverstärker (Röhre)
  • Preis: 5.300 Euro (Fernbedienung RC 9: 490 Euro)
  • Maße & Gewicht: 430 x 130 x 370 mm (BxHxT), 10 kg
  • Farbe: Silber/Schwarz
  • Eingänge/Ausgänge: analog: 2 Hochpegeleingänge (Cinch), 2 Pre-Out (XLR, Cinch); digital: 2 x SPDIF optisch, 2 x SPDIF koaxial, 1 x treiberloser USB-Eingang synchron, 1 x USB-Eingang asynchron, 1 x AES/EBU,
    Netzwerk: WLAN & LAN
  • Streamingformate: MP3, WMA, AAC, OGG Vorbis, FLAC (192/32 über LAN), WAV (192/32 über LAN), AIFF (192/32 über LAN), ALAC (96/24 über LAN)
  • Leistungsaufnahme: max. 25 Watt
  • Garantie: 3 Jahre

Producent: AVM GmbH Audio Video Manufaktur

Dystrybucja: avm-audio.pl / Grzegorz Pardubicki
tel.: 32 47 51 550
fax: 32 7228829
mobil: 694 210 238

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